Unsere Geschichte
Am 26. Januar 1950 wurde in Duisburg die „Deutsch-Französische Kulturgemeinschaft“ gegründet – in Konkurrenz zu dem Verein „Deutsch-Französischer Volksbund“, der bereits 1928 in Duisburg gegründet und 1947 wiederbegründet worden war. Der Wetteifer um Mitglieder und attraktive Veranstaltungen währte aber nur knapp zwei Jahre. Am 10. Dezember 1951 beschlossen beide Vereine in separaten, aber zeitgleich und am gleichen Ort tagenden außerordentlichen Mitgliederversammlungen ihren Zusammenschluss. Da eine Fusion zweier Vereine rechtlich nicht möglich war, wurde der Beschluss wie folgt realisiert: Der Volksbund löste sich auf, die Kulturgemeinschaft änderte ihren Namen zu „Deutsch-Französische Gesellschaft Duisburg“ und bot den Mitgliedern des aufgelösten Volksbundes an, ihr beizutreten. Da es sich um eine Änderung des Namens, nicht um eine Neugründung handelte, existiert die “Deutsch-Französische Gesellschaft Duisburg“ (im Folgenden: DFG DU) juristisch also seit 1950.
Der Zusammenschluss wurde in der Lokalpresse positiv kommentiert. Die „Rheinische Post“ beendete am 12. Dezember 1951 ihren Bericht mit den Worten: „Es ist erfreulich, daß es zu dem Entschluss gekommen ist, zwei Vereinigungen mit fast gleicher Tendenz und ähnlichen Zielen, nämlich der kulturellen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich, zusammenzuführen. So kann im Sinne einer Völkerverständigung ersprießliche Arbeit geleistet werden“. (Damalige Rechtschreibung!)
Diese Erwartung sollte sich erfüllen. Seit der ersten ordentlichen Mitgliederversammlung der „Deutsch-Französischen Gesellschaft Duisburg“ am 31. Januar 1952 – dem tatsächlichen Beginn ihres Wirkens – haben die Vorstände und Mitglieder der DFG Duisburg auf lokaler Ebene stets einvernehmlich und auf vielfältige Weise zur Versöhnung und Verständigung zwischen Franzosen und Deutschen und zum tieferen Verständnis der französischen Kultur beigetragen. Vortragsveranstaltungen, Konversationsabende und Konzerte gehörten von Anfang an dazu. Zur Realisierung dieser Programmpunkte hat die Pianistin Alberte Brun-Michelis nicht nur in ihrer Zeit als Vorsitzende von 1980 bis 1986, sondern von Beginn an entscheidend beigetragen.
Eine ausführliche Auflistung aller weiteren Aktivitäten im Verlauf der ersten sieben Jahrzehnte haben Klaus und Irmgard Jankus 2020 in einer Broschüre von 74 Seiten im DIN A4-Format vorgelegt. Diese kann Interessierten, soweit noch verfügbar, ausgehändigt oder ausgeliehen werden. Deshalb seien aus diesem Zeitraum nur einige „Highlights“ erwähnt.
Unter dem Vorsitz des Franzosen Robert Fort (1961 – 1967) hat die DFG DU erheblich zum Zustandekommen und später zur Pflege der seit 1964 bestehenden Städtepartnerschaft mit der französischen Hafenstadt Calais beigetragen.
1969 begann auf Initiative und unter Federführung der DFG-Mitglieder Prof. Dr. Herbert und Dr. Ingeborg Christ eine drei Jahrzehnte währende Veranstaltungsreihe „Französisches Theater in Duisburg“. Die Aufführungen fanden in der Regel in Aulen Duisburger Schulen, 1995 und 1996 aber auch im – ausgebuchten – Theater der Stadt Duisburg statt. Ein Anstieg der Kosten für Transport und Bühnenarbeiter, den die DFG nicht mehr verkraften konnte, führte um die Jahrtausendwende zum Ende dieser schönen Tradition.
Zusammen mit dem damaligen Europa-Abgeordneten Dr. Otmar Franz und dem damaligen Ratsherrn und Vorsitzenden der Europa-Union Duisburg, Dr. Jürgen Kämpgen, konnte die DFG DU 1986 den damaligen Präsidenten des Europäischen Parlamentes, Pierre Pflimlin, zu einem Fest-Vortrag anlässlich des 100. Geburtstages von Robert Schuman und der 35jährigen Wiederkehr der Unterzeichnung des Vertrages über die Montan-Union einladen. Die viel beachtete Veranstaltung fand im vollbesetzten großen Rathaussaal statt.
1989 wurde von der damaligen Vorsitzenden, Dr. Beate Gödde-Baumanns, die nach wie vor bestehende Tradition des Freundschafts-Essens zum Jahrestag des 1963 geschlossenen Elysée-Vertrages begründet. Hierzu werden nur die Mitglieder und Ehrengäste eingeladen. Je nach Art einer damit verbundenen Veranstaltung findet es als Déjeuner amical oder Dîner amical an unterschiedlichen Orten statt. 1995 war es einmalig ein Souper amical nach der Aufführung im Theater der Stadt, mit den Schauspielern in der Theaterkantine.
1991 folgte die DFG DU dem Aufruf, die Gründung Deutsch-Französischer Gesellschaften in den Neuen Bundesländern zu unterstützen und ging eine Partnerschaft mit der Deutsch-Französischen Gesellschaft Frankfurt/Oder ein. Sie wird hauptsächlich durch den Austausch von Informationen und Programmen realisiert, hinzu kamen über zwei Jahrzehnte lang gegenseitige Besuche.
Als sich 1994 der Beginn der Dreyfus-Affäre zum 100. Mal jährte, gelang es der DFG Duisburg gemeinsam mit dem Fachbereich Romanistik der Universität Duisburg, einen Enkelsohn des Hauptmann Dreyfus und Wortführer der Familie, zu dem einzigen Vortrag einzuladen, den er in Deutschland gehalten hat. Docteur Jean-Louis Lévy sprach, auf Französisch, über „Macht und Moral in der Dreyfus-Affäre“. Als sich herausstellte, dass der Raum, in dem der Vortrag stattfinden sollte, viel zu klein war, ging der damalige Rektor der Universität, Prof. Dr. Gernot Born, auch Mitglied der DFG DU, höchstpersönlich auf die Suche nach einem größeren Saal.
Seit Juli 2002 hat die DFG DU eine Webseite im Internet, seit September 2003 erscheint dreimal im Jahr der neu entwickelte Programmflyer VOILA, das nicht nur den Mitgliedern zugesandt, sondern auch an vielen öffentlichen Orten und in mancherlei Geschäften ausgelegt wird.
Seit Januar 2004 werden in einer Kooperation von DFG DU und dem städtischen filmforum am Dellplatz dort an je zwei Tagen im Monat französische Filme in der Originalversion mit deutschen Untertiteln angeboten, dazu gibt Wolfgang Schwarzer (Vorsitzender 2003 – 2017) eine Einführung.
2005 hat die DFG DU unter Federführung von Dr. Ingeborg Christ einen „Arbeitskreis für Französisch-Lehrkräfte“ gegründet und bis 2022 erfolgreich durchgeführt. Die Corona-Pandemie bedingte hier leider die Aufgabe dieses Formats.
Seit 2007 organisiert die DFG rund um den 22. Januar, den Jahrestag des Elysée-Vertrages, eine Französische Woche mit Veranstaltungen unterschiedlicher Art.
Seit 2015 bietet Waltraud Schleser (Vorsitzende seit 2017), die monatliche Informationsveranstaltung „La France à travers les actualités“ an.
Ebenfalls im Jahr 2015 erschien als Publikation der DFG DU das Buch von Dr. Ingeborg Christ und Ulrike Hebel „Ideen für einen motivierenden Französischunterricht“, in dem sie die Ideen vorstellten, die in den ersten 50 Zusammenkünften des 2005 gegründeten Arbeitskreises für Französischlehrerinnen und -lehrer gesammelt worden waren.
Im gleichen Jahr konnte ein Team der DFG DU – Waltraud Schleser, Ulrike Hebel, Jürgen Donat, Rainer Gutenberger und Dr. Bernd Klähn – die von ihnen gemeinsam verfasste Übersetzung des Buches von Didier Daeninckx „Galadio“ präsentieren. Der Roman, den der Autor 2011 auf Einladung der DFG DU in Duisburg vorgestellt hatte, spielt zum Teil in Duisburg. Die deutsche Übersetzung erschien 2017 in Buchform.
Seit 2016 erscheint alle zwei Wochen der Newsletter „Voilà“ der DFG Duisburg. Er wird nicht nur von den Mitgliedern, sondern auch von vielen Interessierten aus anderen Städten in Deutschland und in Frankreich gern gelesen.
2019 veröffentlichten Dr. Ingeborg Christ, Doris Gerwinn-Langner und Francine Steinfels-Baudet das Buch „Deutsch-Französischer Vorlesespaß mit französischen Bilderbüchern“, das aus ihrem langjährigen Leseprojekt in Kooperation mit der Stadtbibliothek Duisburg hervorgegangen ist.
2020 gaben Stefan Endell (DFG Duisburg) und Oliver Nass (VDFG) „So viel Frankreich steckt in Deutschland“ – 26 Städteporträts von Hilke Maunder – heraus.
Die Corona-Epidemie hat nicht nur viele geplante Veranstaltungen zum siebzigjährigen Bestehen der DFG DU gestoppt, sondern den Vorstand auch bewogen, neue Kommunikationswege zu eröffnen. Besonders hervorgehoben seien der „Apéro virtuel“ und die Sprach-Tandems, beides Online-Veranstaltungen. Der Apéro virtuel ist eine lockere Gesprächsrunde mit Mitgliedern des Centre Franco-Allemand de Touraine (CFAT) in regelmäßigen zeitlichen Abständen. Das Sprachtandem – ein Service, der im Gegensatz zum Newsletter nur Mitgliedern zur Verfügung steht – bringt eine Person aus der DFG DU mit einer Person aus dem CFAT in Verbindung, die sich online regelmäßig zu Gesprächsstunden treffen.
Während der Corona-Zeit haben die DFG Duisburg und das CFAT viele gemeinsame Online-Veranstaltungen durchgeführt. Inzwischen finden regelmäßige Austausche in Duisburg bzw. in Tours statt.
2022 publizierte die DFG Duisburg das Buch „Potpourri“, das französische Redewendungen aus unterschiedlicher sprachlicher Perspektive erklärt.
In Zusammenarbeit mit der Bürgerstiftung Duisburg konnte die DFG DU im Dezember 2024 einen öffentlichen Bücherschrank – in Gestalt einer ausgedienten Telefonzelle – für französische Literatur errichten. Er steht auf dem Calais-Platz. Für die Namensgebung dieses Platzes hatte sich seinerzeit der stellvertretende Vorsitzende Bernhard Böhme (†) (1989 – 2003) unermüdlich und erfolgreich eingesetzt.
Viele Veranstaltungen der DFG DU finden in freundschaftlicher Kooperation mit anderen Vereinen und mit Institutionen der Stadt statt. Am ältesten sind die Verbindungen zum Kreisverband der Europa-Union und zur Volkshochschule. Später kamen die Stadtbibliothek, das filmforum, die Deutsche Oper am Rhein und andere deutsch-ausländische Gesellschaften hinzu. Auch zum Theater der Stadt, den Museen und dem Stadtarchiv bestehen gute Beziehungen. Seit einigen Jahren trägt die DFG DU aktiv zum Programm des Akzente-Festivals bei. Hilfreich sind auch die Kontakte zum Institut Français Düsseldorf, dem Deutsch-Französischen Kulturzentrum Essen und der Auslandsgesellschaft Dortmund.
Seit dem Jahr 1965 ist die DFG DU Mitglied der „Vereinigung Deutsch-Französischer Gesellschaften für Europa e.V.“ ( VDFG / früher: Vereinigung Deutsch-Französischer Gesellschaften in Deutschland und Frankreich e.V.). Auch in diesem Rahmen ist sie aktiv geworden. Dreimal – 1995, 2004 und 2016 – hat die DFG DU bisher zur alljährlichen Regionaltagung der Deutsch-Französischen Gesellschaften aus Nordrhein-Westfalen eingeladen. Im Jahr 2009 richtete sie den gemeinsamen Jahreskongress der Vereinigung Deutsch-Französischer Gesellschaften und der Fédération des associations franco-allemandes pour l’Europe (VDFG/FAFA) aus.
Mehrere Mitglieder der DFG DU waren bzw. sind im Vorstand der VDFG aktiv. Dr. Beate Gödde-Baumanns von 1989 bis 1995 als Referentin für besondere Aufgaben und von 1995 bis 2002 als Präsidentin der VDFG, Prof. Dr. Herbert Christ von 1995 bis 2001 und Wolfgang Schwarzer von 2010 bis 2013 als Sprachenreferent, Stefan Endell agierte von 2010 bis 2019 als Pressesprecher und Nicole Greppel ist seit 2022 Sprachenreferentin der VDFG.
Dreimal ist die DFG DU bisher mit dem Prix Rovan ausgezeichnet worden, den die Französische Botschaft in Deutschland für besondere Initiativen Deutsch-Französischer Gesellschaften vergibt. 2009 erhielt sie den Preis für die Organisation der Französischen Woche um den 22. Januar 2010, 2016 für das von ihren Mitgliedern veröffentlichte Buch „Ideen für einen motivierenden Französisch-Unterricht“ und ihre Übersetzung des Romans „Galadio“ von Didier Daeninckx, und 2019 für ihr Projekt „Die deutsch-französischen Beziehungen im europäischen Kontext“.
Ebenso wurde der persönliche Einsatz führender Mitglieder gewürdigt. Professor Dr. Herbert Christ (†) und Dr. Ingeborg Christ erhielten die hohe Auszeichnung „Commandeur des Palmes Académiques“.
Vier ehemalige Vorsitzende – Robert Fort (†) (1961- 1967), Alberte Brun-Michelis (†) (1980 – 1986), Dr. Beate Gödde-Baumanns (1986 – 2003) und Wolfgang Schwarzer (2003 – 2017) wurden als „Chevalier de l’Ordre National du Mérite“ ausgezeichnet. Robert Fort (†). Auch Duisburgs Oberbürgermeister Josef Krings (†) wurde als “Chevalier de l’Ordre National du Mérite” ausgezeichnet, Krings war lange der Ehren-Vorsitzende der DFG Duisburg. Dr. Beate Gödde-Baumanns, Bernhard Böhme (†) und Dr. Ingeborg Christ wurden zudem mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Dr. Beate Gödde-Baumanns , 14. März 2025.