Referent: Werner Schleser
Nancy entwickelte sich am Ende des 19. Jahrhunderts zum bedeutendsten Zentrum des Jugendstils in Frankreich neben Paris. Im freien, 1871 nicht von Deutschland annektierten südlichen Teil Lothringens gelegen, wuchs die Einwohnerzahl rasch an und Nancy wurde zur unumstrittenen „Hauptstadt“ Ostfrankreichs. Vom einsetzenden, langen wirtschaftlichen Aufschwung dank der Eisenindustrie im Umland profitierte auch das künstlerische Schaffen. Die Künstler Emile Gallé, Louis Majorelle und Antonin Daum erhielten hohe Auszeichnungen bei den Weltausstellungen 1889 und 1900 in Paris. Zur Förderung des Jugendstils in der „Provinz“ gründeten sie 1901 die Ecole de Nancy (Schule von Nancy) als Vereinigung von Künstlern, Kunsthandwerkern und Industriellen. „Kunst für alle“ durch industrielle Fertigung war das Ziel – anstelle von Unikaten für wenige Reiche. Dem diente die Einrichtung von berufsbildenden Schulen, um Handwerker zu qualifizieren und Nachwuchs auszubilden. Schlechte Massenware, die im Ausland zunehmend handwerkliche Produkte ablöste, sollte vermieden werden. Moderne Materialien wie das Schmiedeeisen wurden eingesetzt und neue Techniken wie das Glasätzen entwickelt. In der Architektur überwand die Ecole de Nancy erfolgreich den Historismus. Die nach längerer Renovation wieder zugängliche Villa Majorelle des Architekten Henri Sauvage war der Ausgangspunkt für den Bau ganzer Viertel wie des erhaltenen Parc de Saurupt. Das 1964 eröffnete Museum „Musée de l’Ecole de Nancy“ präsentiert ein symbolträchtiges Ensemble von Möbeln, Glaswaren, Keramik, Glasgemälden und Textilien.
Kooperationsveranstaltung, Teilnahme 5 € (kostenlos für DFG Mitglieder, in dem Fall Anmeldung bei Dr. Claudia Kleinert)
Am 6.11. um 18h30 in der VHS Duisburg. Anmeldung: https://www.vhs-duisburg.de/kurssuche/kurs/Jugendstil-in-Nancy/252MZ2330
Foto: Villa Majorelle © Werner Schleser