Die deutsche Erinnerungskultur wird seit einigen Jahren kontrovers diskutiert. Zwar werden die Deutschen als “Weltmeister der Aufarbeitung” bezeichnet, doch zugleich wird von einem “Unbehagen an der Erinnerungskultur” gesprochen. Gravierender ist die Herausbildung von Tendenzen, die Erinnerungskultur gegenwärtigen Bedürfnissen zu unterwerfen. So werden Probleme unserer Tage in die Geschichte projiziert oder aus der jüngsten Geschichte werden konkretistische Ansprüche abgeleitet mit der Gefahr interessenpolitischer Instrumentalisierung des Holocausts und anderer Geschehnisse. Geschichte und Gegenwart werden in einer Weise kurzgeschlossen, dass die Geschichte ihre Eigengewichtigkeit verliert, was man als “Präsentismus” kennzeichnen kann.
Auf dem Hintergrund einer als “Zeitenwende” betrachteten vieldimensionalen Krise, insbesondere angesichts der Herausforderungen des Ukrainekrieges, stellt sich in neuer Weise die Frage nach dem Verhältnis von Geschichte und Gegenwart: welche Bedeutung haben die in der Erinnerungskultur aufgehobenen Erfahrungen heute?
Prof. Dr. Bernd Faulenbach, Zeithistoriker an der Ruhr-Universität, arbeitet nicht nur seit Jahrzehnten über die deutsche und europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts, sondern engagiert sich auch in der deutschen Erinnerungskultur. So war er 2015-2020 Vorsitzender des Vereins Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.
Kooperationsveranstaltung mit der VHS und “Gegen Vergessen” e.V. sowie weiterer Partner.
Dieser Vortrag findet im Präsenz im Saal der VHS statt, kann aber auch über die Online-Lernplattform der VHS am heimischen PC verfolgt werden.
Teilnahme kostenlos. Anmeldung bei der VHS erforderlich. Link zur Anmeldung
Bild: Holocaust-Mahnmal Berlin 2006, wikicommons.