Markante Aspekte der sowjetischen Sozialgeschichte
Referentin: Prof. Dr. Beate Fieseler
Die junge Sowjetmacht schrieb den Wohlfahrtsgedanken auf ihre Fahnen und wollte eine neue und gerechte Gesellschaft aufbauen, in der Ausbeutung beseitigt und das Recht aller Arbeitswilligen auf soziale Sicherheit garantiert sein sollte. In der Stalinzeit verschwand der Gleichheitsgedanke jedoch hinter einer ausgeprägten gesellschaftlichen Hierarchisierung. Jetzt garantierte die Nützlichkeit der jeweiligen sozialen Gruppe für den Staat die beste soziale Versorgung. Davon profitierten neben der Nomenklatura vor allem Arbeiter; benachteiligt wurden hingegen Bauern, Angestellte sowie die nicht Arbeitsfähigen.
Insgesamt konnte die Sowjetunion während ihres gut siebzigjährigen Bestehens der Bevölkerung nur einen sehr bescheidenen Wohlstand und eine soziale Grundversorgung bieten. Doch selbst diese Sicherheiten schmolzen nach dem Systemzerfall rasch dahin. Während weite Teile der Gesellschaft verarmten, häuften einige Wenige – zumeist solche Personen, die auch zuvor schon an den Schalthebeln der Macht gesessen hatten – im Zuge der Privatisierung wichtiger Industriezweige immense Reichtümer an.
Prof. Dr. Beate Fieseler, Osteuropahistorikerin i.R. an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, befasst sich schwerpunktmäßig mit der sowjetischen Sozial- und Geschlechtergeschichte und den Folgen des Zweiten Weltkrieges. Sie ist Mitglied der Deutsch-Russischen Historikerkommission und des wissenschaftlichen Beirats des Museums Berlin-Karlshorst.
Eine Gemeinschaftsveranstaltung der DFG, der VHS, der Vereinigung “Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.” und weiterer Partner.
Teilnahme kostenlos, Anmeldung bei der VHS erforderlich: Link zur Anmeldung