Referent: Prof. Dr. Volker Reinhardt
Verfassungen sind Spiegel ökonomischer und gesellschaftlicher Wandlungsprozesse. Diese verlaufen in Frankreich zwischen 1815 und 1871 in Richtung einer – im Vergleich mit England und Teilen Deutschlands – relativ langsamen Industrialisierung und eines in vielem traditionell anmutenden Kapitalismus. Die Trägerschicht dieser Entwicklung aus ländlichen und städtischen Notabeln, die zum grossen Teil aus den Verkäufen von Kirchen- und Emigrantengütern ab 1789 reich geworden ist, ist bei der Suche nach der ihren Interessen angemessenen Staatsform Druck von oben, durch reaktionäre Elemente, die das Ancien Régime wiederherstellen wollen, und von unten, durch eine von frühsozialistischen Ideen beeinflussten Arbeiterschaft ausgesetzt, was den Wechsel von einer ultrakonservativen Monarchie zum liberalen Regime des «Bürgerkönigs» und zum «Zweiten Kaiserreich» ab 1852 und zur «Dritten Republik» ab 1870 erklärt. Dabei macht die Führungsschicht eine Entdeckung, die bis heute nachhallt: Demokratie (bis 1944 auf das männliche Geschlecht beschränkt) und extreme wirtschaftliche Ungleichheit müssen keine Gegensätze bilden.
Eine Gemeinschaftsveranstaltung der VHS, der DFG, der Vereinigung “Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.” und weiterer Partner.
Am 30.4. um 19h. Teilnahme kostenlos. Videokonferenz, Anmeldung:
https://www.vhs-duisburg.de/kurssuche/kurs/Frankreich-1815-1871-Republik-und-Demokratie/261MZ1121
Nach der Anmeldung erhalten Sie den Link zur Teilnahme.

