window.dataLayer = window.dataLayer || []; function gtag(){dataLayer.push(arguments);} gtag('js', new Date()); gtag('config', 'G-7GN9HLFQFZ');

Dichter, Dramatiker und Rapper: Jean D’Amérique war zu Gast in Duisburg

Ein beeindruckender Abend mit dem haitianischen Schriftsteller Jean D’Amérique

Ein gutes Buch ist immer auch die Begegnung mit einem Menschen. “Zerrissene Sonne” ist ein wunderbares Buch und Waltraud Schleser durfte vergangenen Freitag den Menschen, der es geschrieben hat, Jean D’Amérique, bei der DFG begrüßen. Und nicht nur den Autor, sondern auch den Verleger, Peter Trier, der mit seinem Verlag “Literadukt” das Abenteuer gewagt hat, sich auf die Herausgabe von Literatur aus der Karibik in Deutschland zu konzentrieren. Wer ihn nicht kennt, sollte sich die Verlagsvorschau für das Frühjahr 2025 anschauen. Haiti ist wohl für die meisten von uns eine von Naturkatastrophen, Unruhen und Korruption geprägte ferne Insel, die bisweilen in der Tagesschau auftaucht, und nicht mehr. Welch literarischer Reichtum und welche bewegenden Geschichten daher kommen, das durften wir nun mit eigenen Augen und Ohren selbst erfahren. (literadukt.de)

Aber nun zu Jean D’Amérique,. Haitianer von Geburt und mit ganzem Herzen und ganzer Seele, lebt seit 2019 in Paris und hat dort 2021 bei dem renommierten Verlag “Actes Sud” seinen  Roman “Soleil à coudre”, deutsch: “Zerrissene Sonne”, veröffentlicht. Hart und mit beiden Füßen in der Realität, zugleich in der Tradition des vorrangig lateinamerikanischen Genres des “Magischen Realismus”, lässt er ein junges Mädchen, genannt “Tête Fêlée”, zu deutsch etwa “Wirrkopf””, über ihre “Erfahrungen von Gewalt, Übergriffen und unmöglicher Kindheit in den Slums von Port-au-Prince” erzählen.

Daraus entsteht ein überwältigendes sprachliches Kunstwerk, das auch in der Übersetzung überzeugt. Der Autor, 1994 in Côte-de-Fer auf Haiti  geboren, ist nicht nur Dramatiker und Romancier, sondern auch Lyriker und Rapper. All das prägt seine Erzählweise, die zwischen stürmischer Gewalt und bewegender Zärtlichkeit changiert. Sein lyrisch-rhythmischer Stil lässt uns in das Leben und die Seele ganz besonders seiner “Tête Fêlée” eintauchen und zugleich die Grenzen unserer gewohnten Realitätsbetrachtung im Sinne des “magischen Realismus” und der haitianischen Woodoo-Religion auflösen.

Tête Fêlée findet Romain Garys Buch “La vie devant soi” (dt.: Du hast das Leben noch vor Dir), dessen Erzähler ein Junge ihres Alters ist, der das Armeleute-Leben in der Pariser Goutte d’Or erzählt. Lässt das Ende von “Zerrissene Sonne” uns in der Hoffnung zurück, dass Garys Titel auch hier Programm sei? Mehr wird hier nicht verraten.

Jean D’Amérique trug mit der Sprechkunst des genialen Rappers in französischer Sprache Auszüge aus seinem Buch vor. Ein Hörgenuss für das zahlreich erschienene Publikum. Peter Trier moderierte den Abend und dolmetschte die lebhafte Diskussion am Ende der Veranstaltung. Ein begeisternder und bewegender Abend unserer DFG  Duisburg!

Der Abend fand in Kooperation der DFG Duisburg mit dem Deutsch-Französischen Kulturzentrum Essen und dem Institut Français statt.

Wolfgang Schwarzer

Jetzt teilen, wählen Sie Ihre Plattform!

2025-03-23T16:43:43+01:00

Titel

Nach oben