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Sprachbiografien: Wie ich zum Französischen kam!

Anlässlich unseres Jubiläumsjahres 2025 möchten wir herausfinden, wie unsere Mitglieder zur französischen Sprache und Kultur gefunden haben. Welche Menschen und Erlebnisse haben Ihre „französische Sprachbiografie“ geprägt?

Ihre französische Sprachbiografie – Wir freuen uns auf Ihre Geschichte!

(Eine Projektidee von Ingeborg Christ)

Anlässlich unseres Jubiläumsjahres 2025 möchten wir herausfinden, wie unsere Mitglieder (und auch eventuell Sie, das Nicht-Mitglied) zur französischen Sprache und Kultur gefunden haben. Welche Menschen und Erlebnisse haben Ihre „französische Sprachbiografie“ geprägt?

Teilen Sie Ihre Erfahrungen mit uns – per E-Mail, Sprachnachricht oder Videobotschaft!

Zur Inspiration können Ihnen folgende Fragen dienen:

  • Hatten Sie bereits im Elternhaus Bezug zu Frankreich bzw. der französischen Sprache? Sprachen Ihre Eltern Französisch oder interessierten sich für Frankreich?
  • Wie waren Ihre Lernerfahrungen in der Schule? Hatten Sie begeisternde Lehrkräfte? Konnten Sie an einem Schüleraustausch teilnehmen?
  • Wenn Sie im Erwachsenenalter die französische Sprache lernten oder weiter pflegten, waren dies berufliche Zwecke, private Verbindungen oder Interessen? Wo und wie lernten Sie die Sprache im Erwachsenenalter?
  • Haben sich in Ihrem Leben engere Beziehungen auch zu anderen Sprachen und Kulturen entwickelt? Welche waren dies und waren Ihre Lernerfahrungen vergleichbar?
  • Was tun Sie selbst, um Ihre Kenntnisse in der französischen Sprache und über Frankreich auf dem Laufenden zu halten – Lektüre, Film, Sprachkurse … ?
  • Möchten Sie von Ihren Spracherfahrungen einen Ratschlag weitergeben, z.B. für Jugendliche, um sie zum Lernen der französischen Sprache zu ermutigen?
  • Wie fanden Sie zur Deutsch-Französischen Gesellschaft Duisburg? Haben Sie vielleicht Vorschläge oder Wünsche, wie diese Ihre Beziehung zu Frankreich und zur französischen Sprache bestärken und unterstützen kann?

Dies sind nur einige Impulse – vielleicht gab es ganz andere Einflüsse in Ihrer Sprachbiografie. Wir freuen uns auf Ihre persönlichen Geschichten!


📅 Einsendeschluss: 30. September 2025
📩 E-Mail: info@voila-duisburg.de
📞 Sprachnachricht/Videobotschaft: 0174 217 66 22


Die Junge DFG bietet zudem an, persönliche Bekundungen per Video-Interviews aufzunehmen und über die Kanäle der DFG Duisburg (Web, FB und Insta) zu veröffentlichen. Bei Interesse melden Sie sich gerne unter info@voila-duisburg.de.


Wir sind gespannt auf Ihre Erfahrungen: Erste Beiträge sind bei uns auch schon eingegangenen, die Sie hier im Folgenden lesen können: 


Sprachbiografien

Meinen ersten Begeisterungsschub für Französisch bekam ich im Rheinhauser Krupp Gymnasium. Dort lehrte Karin Marschause, und sie begeisterte mich direkt für diese Sprache dank ihrer Liebe zu französischen Chansons. So nahm ich schnell an einem einseitigen Schülertausch teil, bei dem französische Schüler deutsche Familien besuchten.

1973 kam die Pariserin Patricia zu uns, und wir wurden sofort beste Freundinnen. Am Tag vor der Abreise fand ein Fest für alle Franzosen und Deutsche statt. Dort lernte ich meinen zukünftigen Mann kennen! Bei ihm wohnte Vincent, ebenfalls aus Paris, und im folgenden Jahren kam es zu mehreren Gegenbesuchen.
Auch beruflich hatten mein Mann und ich später mehrmals Gelegenheit, in Frankreich neue Bekanntschaften zu machen und unser Französisch immer wieder ein bisschen aufzufrischen.

Mehrere Urlaube führten uns schon in verschiedene Gegenden von Frankreich, und wir feierten dort schon zwei runde Geburtstage. Die Liste der Orte, die wir gerne noch sehen möchten, wird weiter „abgearbeitet“.

Dank der DFG bin ich nun schon länger mit Marie-Lou befreundet, und auch hier gab es bereits gegenseitige Besuche. Französische Literatur begleitet mich bis heute. Als Schülerin liebte ich im Französischkurs Asterix, in meiner Ausbildung befasste ich mich für eine Prüfung intensiv mit dem Werk von Albert Camus und Jean-Paul Sartre. Als Buchhändlerin habe ich viele Autoren aus frankophonen Ländern kennengelernt.

Bücher von Éric-Emmanuel Schmitt, Sylvain Tesson und „Tintin et Milou“ helfen mir z.Zt. dabei, dass mein Französisch nicht zu sehr einrostet. Außerdem versuche ich, jeden Tag ein paar französische Sätze zu schreiben, quasi ein französisches Minitagebuch zu führen. Ich würde noch gerne mehr tun, doch es gibt noch so viele andere schöne Dinge, mit denen man seine Zeit verbringen kann …

Ich kann gar nicht genau erklären, warum ich zu Französisch sofort einen Zugang hatte, und zu Englisch weniger. Vielleicht liegt es am Klang der Sprache, oder an seiner majestätischen Grammatik. In der 7. Klasse hatte ich eine sehr sympathische junge Lehrerin und stand ein halbes Jahr “sehr gut”. Danach folgte leider 3 1/2 Jahre ein Lehrer, mit dem ich nicht klarkam und er nicht mit mir. Also die ganze Zeit nur “ausreichend”. Die Situation eskalierte, als ich ein Wort kannte, das im Unterricht noch nicht vorgekommen war, das hat er mir sehr übel genommen. Dabei hab ich nie systematisch gelernt, schon gar keine Vokabellisten bearbeitet. Es interessierte mich einfach.

In der Oberstufe wurde es gleich wieder besser, diese Lehrerin hat einen sehr motivierenden Unterricht gemacht, plötzlich hatte ich wieder gute Noten, und Französisch war natürlich mein 3. Abiturfach. Der Kontakt zu dieser Lehrerin blieb auch nach dem Abi erhalten. In der Schule hatten wir “Antigone” gelesen, natürlich auch “Le petit prince” und viel andere schöne Bücher, später trafen wir uns dann regelmäßig in einem französischen Konversationskurs an der VHS.

Mein Vater sprach zwar so gut wie kein Französisch, trotzdem war er mit Frankreich verbunden. Nach der französischen Kriegsgefangenschaft blieb er freiwillig ein paar Jahre in Belfort im Elsass, um als Installateur zu arbeiten. Bis zu seinem Tod erhielt er eine kleine Rente aus Frankreich. So bin ich mit ihm mehrfach nach Paris gefahren, wir haben alle großen Monumente in kurzer Zeit besichtigt, und ich konnte im Bistro schon etwas bestellen. Nur war ich oft verwundert, was dann kam, zum Beispiel, dass der “Kaffee” so klein war. Und ein französisches (süßes) Frühstück hat mir schon immer besser geschmeckt als das Deftige in Deutschland.

Beim Studium war klar, dass ich als Wahlfach Wirtschaftsfranzösisch nehmen würde, der Höhepunkt war dann ein viermonatiges Praktikum in Angers, im schönen Anjou, und da wurde ich endgültig zu einem Halbfranzosen. Heute schließt sich der Kreis durch unsere Kontakte in die benachbarte, schöne Touraine wieder. Obwohl ich auch Spanisch gelernt habe, auch mal in Madrid war, blieben Französisch und Frankreich meine Leidenschaft. Das genügte mir lange Zeit, und Paris wurde zum jährlichen Ziel.

Durch eine unangenehme Erfahrung nach der Schule im Vorstand eines Theatervereins hatte ich mir vorgenommen, nie wieder Vereinsarbeit zu machen. Letztlich waren es Wolfgang Schwarzer, Ulrike Hebel und Waltraud Schleser, denen es gelang, mir erst das Programm und dann die Arbeit in der DFG Duisburg schmackhaft zu machen. Heute freue ich mich, selbst etwas zur “deutsch-französischen Chose” beitragen zu können, und es sind viele schöne Kontakte in beiden Ländern entstanden.

Dabei weiß ich durchaus, dass ich diese schöne Sprache nicht ganz perfekt spreche, und freue mich immer in Frankreich, wenn mich jemand fragt “vous êtes belge ?”. Das ist eigentlich kein Kompliment in Frankreich, aber für mich schon.

Hatten Sie  bereits im Elternhaus Bezug zu Frankreich bzw. der französischen Sprache? Sprachen Ihre Eltern Französisch oder interessierten sich für Frankreich?

Nein, da gibt es nichts zu berichten! 

Wie waren Ihre Lernerfahrungen in der Schule? Hatten Sie begeisternde Lehrkräfte? Konnten Sie an einem Schüleraustausch teilnehmen?

Auf der Realschule gab es Englisch als erste Fremdsprache und Französisch als zweite. Anschließend, auf dem Aufbaugymnasium, damals wirtschaftswissenschaftlicher Zweig, habe ich Englisch abgewählt und Abitur mit Französisch gemacht. In den letzten 2 Jahren (Unter- und Oberprima) fiel der Unterricht allerdings häufig aus, weil der Lehrer älter und kränklicher war. Vom Subjonctif/Konjunktiv habe ich z. B. nicht viel gehört.

Beim Studium war Französisch nicht gefragt und seinerzeit Englisch auch nicht von Bedeutung.

Wenn Sie im Erwachsenenalter die französische Sprache lernten oder weiter pflegten, waren dies berufliche Zwecke, private Verbindungen oder Interessen? Wo und wie lernten Sie die Sprache im Erwachsenenalter?

Im Berufsleben, Erwachsenenalter, war bei mir nur Englisch gefragt als Lingua franca, selbst wenn ich vereinzelnd mal mit französischen Firmen zu tun hatte, z. B. Baufirma Vinci aus Paris oder Bureau Veritas.

Französisch habe ich nur aus privatem Interesse gepflegt. Meine Frau und ich machen seit vielen Jahren regelmäßig Urlaub in und Kurzreisen nach Frankreich. Bevorzugt Ste. Maxime an der Côte d’Azur, aber wir kennen auch die Atlantikküste, die Bretagne, die Normandie und die Mittelmeerküste in Richtung Pyrenäen. Mehrere Male waren wir im Burgund und auf den An- und Rückreisen haben wir immer Zwischenstation in verschiedenen Orten gemacht um andere Ecken zu sehen und etwas kennen zulernen.

Bei längeren Aufenthalten hatten wir immer eine Ferienwohnung vor Ort, unterwegs Hotels. In früheren Jahren hatte ich Fahrrad dabei. Das Fahren in Frankreich war schöner als in Deutschland. Zweimal war ich im Krankenhaus um mir die Schulter einrenken zu lassen (Korsika und Perpignan). Sonstige Arztbeuche gab es vereinzelnd auch. Alles mit sprachlicher Improvisation verbunden.

Bei einer Karibikkreuzfahrt haben wir auch Station auf Guadeloupe und Martinique gemacht und bei einer Pazifikreise Tahiti, Moorea und Bora-Bora kennengelernt. Die Sprachkenntnisse habe ich immer wieder vor den Reisen aufgefrischt und ansonsten regelmäßig trainiert, ich muss den passiven Wortschatz und die Grammatik immer wieder aktivieren, da fehlt leider die Regelmäßigkeit:

AKAD Fernkurse, Prof. Guillaume, Français avec Pierre; passende VHS-Kurse gibt es in Mülheim leider nicht/nicht mehr bzw. zu unpassender Zeit

Zeitschrift Écoute,

Internet: Arte, franceinfo, TV5, RFI

Filme nicht, da einerseits etwas zu schwierig und ich andererseits keinen habe, der mit geht.

Gerne höre ich auch Radio France Bleu Azur im Internet

Haben sich in Ihrem Leben engere Beziehungen auch zu anderen Sprachen und Kulturen entwickelt? Welche waren dies und waren Ihre Lernerfahrungen vergleichbar?

Beruflich bedingt hatte das Englische Vorrang und wir haben viele Reise in englischsprachige Regionen gemacht (USA, Kanada, England, Irland, Neuseeland, Indien, Südafrika, etc.). Alle zwei bis drei Jahre haben wir immer wieder weite Reisen gemacht.    

Was tun Sie selbst, um Ihre Kenntnisse in der französischen Sprache und über Frankreich auf dem Laufenden zu halten – Lektüre, Film, Sprachkurse … ?

Ich selbst stufe mein Niveau B2 ein, C1 wäre zu hoch. Niveau B1 – B2.

Möchten Sie von Ihren Spracherfahrungen einen Ratschlag weitergeben, z.B. für Jugendliche, um sie zum Lernen der französischen Sprache zu ermutigen?

Ich kann nur empfehlen, Schüleraustausche zu nutzen, da kommt man in jungen Jahren ans Sprechen und lernt gleichzeitig andere Länder und Kulturen kennen. Eine einzelne Städtereise nach Paris oder so bringt da nicht viel. 

Wie fanden Sie zur Deutsch-Französischen Gesellschaft Duisburg? Haben Sie vielleicht Vorschläge oder Wünsche, wie diese Ihre Beziehung zu Frankreich und zur französischen Sprache bestärken und unterstützen kann?

Ich weiß nicht mehr genau, wie ich auf die DFG aufmerksam geworden bin, wahrscheinlich über die VHS Duisburg. Ich hatte mal Kontakt zum Städtepartnerschaftsverein in Mülheim, das ließ sich aber nicht weiter vertiefen, weder in der französischen noch der englischen Richtung. In Mülheim sind die Städtepartnerschaften ja auch, leider, eingefroren.

Spezielle Wünsche oder Vorschläge gibt es meinerseits keine. Ich werde die Möglichkeit nutzen, einzelne Veranstaltungen zu besuchen.

·Für das nächste Jahr ist eine Reise in die Region Pyrenäen, Biarritz, Toulouse angedacht und für dieses Jahr muss ich meine Frau noch von einer Kurzreise nach Liège und/oder Leuven überzeugen.

Wir sind früher auch regelmäßig ins Restaurant “Vieux Sinzig” am Rhein gefahren. Madame und Monsieur Dumaine hatte es vor vielen Jahren aus der Normandie an den Rhein verschlagen. Bedauerlicherweise musste er das Lokal altersbedingt schließen und verkaufen, da er keinen Nachfolger gefunden hat. Das war ein sehr schönes und kleines französisches Restaurant. Wir waren mit Dumaines, von denen organisiert, auch mal auf einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone.

Erster Kontakt zur französischen Sprache im Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium in Duisburg-Marxloh. Dass ich Frau Dadzio als Französisch-Lehrerin bekommen habe, das hat – so glaube ich – die entscheidende Weiche gestellt. Diese Frau hat es geschafft, allen Schülerinnen die Angst zu nehmen, Französisch zu sprechen. Wir haben vor einer Kerze sitzend geübt, wie man ein „weiches“ t sprechen kann. In gesungenen Reimen wurden uns die Wochentage beigebracht: lundi matin, le roi, la reine et le  p‘tit prince. Das Lied singe ich manches Mal heute noch vor mich hin. Oder mit gereimten Regeln über kleine Hürden geholfen: „wo“ hat nen Floh, auf der „Oder“ schwimmt kein Kahn.

Die Abiturfahrt ging nach Paris – 1971. Da war es um mich geschehen! Trotz Besuch der damals noch existierenden Markthallen am frühen Morgen habe ich Paris in mein Herz geschlossen – und da ist es heute noch.

Auf jeden Fall wollte ich etwas „mit Sprachen“ machen und meine Wahl fiel auf die „Fremdsprachensekretärin“. Um Französisch als Handelssprache weiterzuführen, bin ich nach Essen zur höheren Handelsschule gegangen, weil man dort Französisch anbot. Allerdings leider nur bis zum Jahrgang VOR meinem. Als ich begann, wurde Spanisch als neue Sprache eingeführt und Französisch fiel weg.

So suchte ich nach der Möglichkeit, Französisch weiterzuverfolgen. Ich entdeckte einen Konversationsabend – über die VHS angeboten. Mme Brun-Michelis hielt diesen Kurs – und er war großartig! (Sie war die Vorsitzende der DFG und so wurde ich Mitglied.) Ich war umgeben von meist sehr erwachsenen Menschen, die mitten im Job standen und alle sehr gut die Sprache beherrschten. Das war eine Freude, da mitzumachen.

Ich habe lange Konversationskurse besucht – bis ich von der schlechten Qualität der Teilnehmer*innen so enttäuscht war, dass ich meine Zeit dafür nicht mehr opfern wollte. (Es wurde mit Lexikon in der Hand nach Worten gesucht ….)

Bei meiner ersten Arbeitsstelle hatte ich unglaubliches Glück: Man suchte bewusst nach jemandem mit Französisch-Kenntnissen. Und mein Chef war: Franzose (Pied-noir, um genau zu sein. Ein Sprachgenie, dem weder englisch noch spanisch, noch italienisch, noch deutsch ein Problem machten.)

Ich war 18 Jahre für ihn tätig und hatte wiederum Glück: Ich arbeitete gerne und er nicht. So machte es ihm nichts aus, wenn ich Verkaufsvorgänge, Bestellungen etc. schon mal selbst bearbeitete und ihm nur zur Überprüfung vorlegte. So habe ich nach einigen Jahren meine eigenen Verkaufsgebiete hinzubekommen und war weiterhin mit ihm für die französischsprachigen Länder zuständig.

So ergab sich ein guter Kontakt sowohl zu unserer französischen als auch belgischen Vertretung. Beide Kontakte führten über die Jahre dazu, dass die Paris-Urlaube meines Mannes und mir durch Aufenthalte in Brüssel mit guter kulinarischer Betreuung versüßt wurden. Aber vor allem war immer ein Treffen mit der Leiterin der Vertretung auf dem Plan: Sie zeigte uns Teile von Paris oder ging mit uns in einen bestimmten Teil des Louvre. Es gab immer ein Abendessen in wunderbaren Restaurants und sogar auch einmal bei ihr zu Hause, was schon eine Auszeichnung ist für Ausländer.

Diese Beziehung führte dazu, dass Yvonne uns auch in Deutschland besuchte und am Ende wir zu ihrem 100. Geburtstag nach Paris eingeladen wurden. Leider war mein Mann gesundheitlich nicht in der Lage, die Einladung anzunehmen, bestand aber darauf, dass ich allein hinfuhr. Die Beziehung zu dieser Frau war wirklich außergewöhnlich! So kam es, dass ich dann an der Feier teilnahm, obwohl inzwischen mein Mann verstorben war – nur wenige Wochen zuvor. Ich war es Yvonne einfach schuldig.

Mein Chef hat mich darüber hinaus an französische Chansons herangeführt, die ich bis heute liebe. Und ich habe Aufnahmen des Komikers Fernand Raynaud zu hören bekommen (Fernand à Londres), über die ich heute noch lachen muss.

In Urlauben haben wir immer mal wieder Franzosen kennengelernt, die uns eingeladen haben – trotz meiner Warnung, dass wir wahrscheinlich wirklich kommen. Und hatten so sehr schöne Tage in der Bretagne, in St. German-en-Laye und in Vienne. Und Urlaub in Frankreich mache ich jetzt auch noch, so oft es geht. Wenn ich die Grenze zu Frankreich überfahre, dann ist das Glück für mich perfekt.

Heutzutage bietet mir die DFG immer wieder Möglichkeiten, mich mit der Sprache zu beschäftigen. Und ich höre zu Hause oft „Nostalgie“, den französischen Oldies-Sender. Da kann ich dann oft auch mitsingen.

Mein Vater, Jahrgang 1912, hatte in Altena im märkischen Sauerland die höhere Handelsschule besucht und dort Französisch gelernt. Er war der unmilitärischste Mensch, den man sich vorstellen kann: Zwei linke Hände und extrem kurzsichtig. Dennoch: 1942 wurde er eingezogen, war an der französischen Atlantikküste „Strippenzieher“ (d.h. er musste mit Kameraden Telefondrähte ziehen, um die militärischen Verbindungen aufrecht zu halten – Handys gab es ja noch nicht…).

Eines Tages im Sommer 1944 bemerkten er und zwei Kumpels in einem abseits gelegenen Bunker, dass der Gefechtslärm nicht mehr westlich, sondern östlich von ihnen zu hören war: in der Nacht war die Front unbemerkt über sie hinweggezogen. Da beschlossen die drei Jungs, dass für sie der Krieg nun zu Ende sei, und machten sich – in einem großen Bogen und nur auf stillen Nebenstraßen überwiegend nachts unterwegs – auf den Weg nach Hause. Einige Wochen später fielen sie im Lechtal einer französischen Militärpatrouille in die Hände. Sie versuchten zu fliehen, und in dem entstandenen Handgemenge verlor mein Vater seine Brille. Die beiden anderen konnten entwischen, meinen Vater nahmen die Gendarmen mit und brachten ihn in ein Kriegsgefangenenlager bei Deauville an der Atlantikküste, nicht weit von da, wo sie aufgebrochen waren.

Und dummerweise gab mein Vater zu, dass er Französisch sprach. So wurde er als Dolmetscher eingesetzt, immer wieder in andere Lager versetzt (eines der Lager habe ich vor einigen Jahren gefunden, im Toulourenc-Tag nördlich des Mont Ventoux)  und durfte das letzte Lager erst verlassen, als es Anfang 1948 geschlossen wurde. Im April 1948 war er endlich wieder zu Hause – im Januar 1949 wurde ich geboren.

Ich war in einem „Neusprachlichen Gymnasium“ und lernte auch Französisch. Unsre Französischlehrerin Fräulein Köhler (genannt „Knötchen“, weil sie die schon leicht grauen Haaren in einem strengen „Dutt“ trug) hatte während der Nazizeit studiert. Keiner ihrer Lehrer war muttersprachlicher Franzose, weder sie noch ihre Lehrer waren jemals in Frankreich gewesen, („ich habe die Nasale mit einem Spiegel auf dem Küchentisch geübt“). Trotzdem: „Knötchen“ war eine tolle Lehrerin!

Damit ich „richtig“ Französisch sprechen sollte, organisierten meine Eltern für mich im Sommer 1964 vier Wochen bei einer französischen Familie in Paris. Dumm nur: die Leute waren Ungarn… Aber Paris war toll!

Im Frühsommer 1972 war ich bei einer deutsch-französischen Jugendfreizeit im Allgäu. Zum ersten Mal bekam ich es mit richtigen Franzosen zu tun, einer von ihnen war ein lustiger Krauskopf, dessen Eltern aus Haiti stammten. Wir beide waren, glaube ich, die Einzigen, die noch nie auf einer Schlittschuhbahn waren. Lélé schaffte keine drei Schritte, ohne hinzufallen – wir hatten einen Riesenspaß.

Mon père

Aujourd’hui, je vais écrire cette histoire que mon père nous avait racontée souvent, même pendant les dernières semaines de sa maladie d’Alzheimer.

Mon père, né en 1926, était opposé aux nazis, comme toute sa famille. Mais lorsque ses camarades ont été incorporés au front est, il s’est engagé volontairement chez les parachutistes, parce que l’instruction militaire y était plus longue. De cette façon, il espérait échapper à la guerre.

Il était jeune soldat à Caen, et sa mission de combat était de courte durée.  Un jour, son bataillon a découvert un groupe de résistants. Mon père avait l’ordre d’abattre un vieil homme, mais il était tellement effaré à l’idée de tuer un civil, surtout un homme âgé, qu’il a refusé d’exécuter cet ordre. Il a jeté son fusil par terre risquant ainsi d’être fusillé lui-même.

Quelques heures après, les Américains ont bombardé la côte près de Caen et ont fusillé tout le corps allemand – sauf mon père. Le vieil homme, qui avait été sauvé par mon père, est arrivé, s’est mis devant lui et a dit : « Pas cet homme, il m’a sauvé la vie auparavant !»

Diese Geschichte und andere emotionale Begebenheiten habe ich immer mit Frankreich verbunden. Viel später, in den 80er Jahren, packte mich in einem ganz unerwarteten Moment das Chanson “Göttingen” von Barbara, das sie zum Abschluss einer Konzertwoche 1964 im  Jungen Theater Göttingen  gesungen hatte. Es hat mich bis heute nicht mehr losgelassen und macht deutlich, wie nah die Vergangenheit noch ist.

Schule / Austausch / Beruf:

1976 – ich war in der sechsten Klasse und es stand die Entscheidung an, Latein oder Französisch ab der 7. Klasse…

Ich habe mich für Französisch entschieden. Zum einen, weil die meisten meiner Schulfreundinnen sich dafür entschieden und ich Latein für eine spätere Berufswahl nicht in Betracht zog.

In der 7. bis 10. Klasse hatten wir eine sehr nette und empathische Lehrerin und mir machte dieses Fach viel Freude. Ich habe in der Oberstufe dann Französisch als 1. Leistungskurs gewählt.

Meine Familie hat viele Jahre in Vieux Boucau les Bains / Atlantikküste Camping-Urlaub gemacht… Nun ja, viel Französisch habe ich in dieser Zeit nicht gesprochen…oder gar gelesen…

Im Winter 1978 habe ich zum ersten Mal am Schüleraustausch mit Bapaume teilgenommen.. Meine Französin war ein Jahr älter als ich und wir sprachen die meiste Zeit nur Deutsch… An dem Austausch habe ich – glaube fünf- oder sechsmal teilgenommen. Noch heute haben wir Kontakt und schreiben uns zu den Geburtstagen und zu Weihnachten bzw. zu Neujahr und senden uns manchmal Nachrichten. Und heute schreibe und spreche ich mit ihr Französisch…

Nach meiner Ausbildung habe ich von 1986 bis 1987 ein Jahr als Au-pair-Mädchen in Lille gelebt – mit drei Kindern: 4,6 und 8 Jahre alt. In dieser Zeit habe ich zwei Sprachprüfungen an der Universté Lille III in Villeneuve d’Asqu bestanden. An den Sonntagen trafen wir Au-pair-Mädchen uns in der Stadt, das war unser freier Tag. Ich lernte eine Schweizerin kennen und sie machte den Vorschlag doch eine Arbeit in der französischen Schweiz zu suchen…

Ab November 1987 habe ich dann ein Jahr in einem Hotel in Lausanne gearbeitet. Mit meiner deutschen Mitbewohnerin im Personalzimmer habe ich viel französische Musik gehört – der Kassettenrecorder lief eigentlich immer… Beruflich hatte ich später immer mal mit französischen Gästen zu tun und so sind meine Sprachkenntnisse nie ganz eingerostet.

DFG Duisburg

Am 22.01.2007 habe ich von der VHS Duisburg einen Kurs besucht: „Apprendre le francais en jouant“.
An diesem Nachmittag habe ich Ehepaar Christ und die Schwestern Troost kennengelernt und das erste Mal von der DFG gehört und war begeistert…

Und am schon 02.04.07 habe ich dann das erste Mal an einer Mitgliederversammlung teilgenommen…

In den darauffolgenden Jahren habe ich an verschiedenen Veranstaltungen teilgenommen:  zum Beispiel:

Stammtisch mit Veronika Kramer-Masholt
Table ronde in der VHS mit Ingeborg Christ
Grammatikkurs mit Waltraud Schleser
rencontres in Moers mit Marie-Christine Schwitzgöbel
actualités (Präsens und online) mit Waltraud Schleser
2017 Fahrt zur Frankfurter Buchmesse (Frankreich war Gastland)
2015 Teilnahme am Kongress FAFA / VDFG in Düsseldorf
Liederabend in der Oper:  Jacques Brel
Singabend für Ingeborg Christ
Frankreich-Quiz mit Marie-Christine Schwitzgöbel
Buchlesung mit Pierre Sommet
Sing-Abend mit den anderen Duisburger Sprachgesellschaften
Galettes des rois im Café Heinemann
Prix des lycéens mit Ingeborg Christ und Teilnahme als Zuschauerin beim Finale in Düsseldorf
2024 Picknick im botanischen Garten
Standbetreuung „Fest der Vielfalt “
Neujahrsempfänge im Rahthaus
déjeuner amical et dîner amical in verschiedenen Restaurants in Duisburg
Newsletter der DFG
You tube: Professeur Guillaume

3 x im Jahr verteile ich „voilà“ im Duisburger Westen und in Moers. 

Ich interessierte mich schon im Elternhaus für die französische Sprache, weil meine Lieblingslehrerin, die aus Köln stammende Englischlehrerin Frau M. Burger uns versicherte: “Ihr werdet die französische Sprache lieben, wenn Ihr die ab der 7. Klasse insgesamt/3. Klasse auf der Annette-von-Droste-Hülshoff-Schule lernen dürft. Es ist so eine wunderschöne Sprache.”

Mein Vater freute sich auch, dass ich Französisch lernte. Seine angeheiratete Tante Änne stammte aus Lothringen. Mein Erfurter Patenonkel Hans Brückner (Kirchenmusiker) war begeistert, dass ich Französisch lernte. Er war im 2. Weltkrieg auch in Frankreich, durfte immer mal irgendwo Orgel spielen. Er war der Meinung, auf Französisch hieße “ja” wui. Das sagte er mir immer wieder stolz vor.

Mein Vater interessierte sich für Frankreich, unternahm vom Schwarzwald aus mal einen Bus-Tagesausflug nach Straßburg mit mir, war enttäuscht, weil ich Mühe hatte, den Fotografen, der Sofortbilder von uns knipst, teuer verkaufte, zu verstehen, wozu habe er mich auf die teure Schule geschickt (im 1. Jahr auf der Realschule 1965 mussten viele Bücher gekauft werden, da gab es noch nicht die Lehrmittelfreiheit wie meiner Erinnerung nach ab dem 2. Schuljahr.).

Mein Patenonkel freute sich besonders, als ich viel später mal in Metzéral, Elsass einen Urlaub verbrachte, auch wenige von Albert Schweitzers Gedenkstätten sah in der Umgebung. Er war so enttäuscht und verärgert, als ich bei einem anschließenden Besuch in Erfurt, weil ich vorher bis zuletzt in der Buchhandlung arbeitete, vergaß, die Fotos abzuholen und mitzubringen.

Er verstarb 1989. Die Enttäuschung meines Vaters, weil ich noch nicht auch dank zweier Kurzschuljahren fließend Französisch sprach, war mit ein Grund, dass ich an der Volkshochschule Französisch-Kurse bis hin zum VHS-Zertifikat und dem vorbereitenden Kurs auf die 1. Prüfung der Alliance française belegte. Ich suchte mir französische BrieffreundInnen, von denen ich im Dépt. Haute Loire Chantal noch immer schreibe und in Lens der älteren Françoise, die Deutsch unterrichtete.

Meine Französisch-Lehrerin ging leider sehr langsam vor mit dem Lehrbuch. Es gab keinen Schüleraustausch.

Habe mit 27 Jahren eine Umschulung in einem Düsseldorfer Dolmetscherinstitut mit Prüfung vor der IHK zum mit staatlicher Anerkennung geprüften Fremdsprachenkaufmann in der französischen Sprache absolviert, dann nach auf ein halbes Jahr verkürzten Dolmetscher – und Übersetzerkurs dort belegt, mit der IHK-Prüfung zum mit staatlicher Anerkennung geprüften Übersetzer in der französischen Sprache abgeschlossen.

Habe schließlich eine Stelle in der Mathematik an der Gerhard-Mercator-Universität bekommen, nach Vorstellung bei einem C4-Professor mit 2. Wohnsitz in Le Lavendou und zuerst auch einem französischen Diplomanden. Er suchte eine französisch sprechende Sekretärin.

Jahre später durfte ich eine deutsch-französische Tagung mit auch Professoren der Grandes Écoles mit organisieren. Durch einen wissenschaftlichen  Mitarbeiter aus der Romanistik kam ich in Kontakt mit der Deutsch-Französischen Gesellschaft, trat dort ein, besuchte immer mal die monatlich stattfindenden Konversationsabende von Frau Darnaud-Frey.

Monika Pfeifer-Ceylan

Die ersten Eindrücke über Franzosen und ihre Sprache habe ich durch die Erinnerungen meiner Mutter, geboren 1917 in Koblenz, an die sogenannte „Franzosenzeit“ bekommen. Sie erzählte gerne von  ihren Kindheitseindrücken in einer von Franzosen besetzten Stadt nach dem 1. Weltkrieg.  Natürlich war zu der Zeit Französisch die erste Fremdsprache, die sie hörte und in der Schule lernte. Offensichtlich hat die Sprache ihr immer sehr gut gefallen. Sie hat einige Ausdrücke ihr Leben lang verwendet. Besonders in Erinnerung ist mir das „ Ca suffit !“ geblieben, mit dem sie manche Diskussion beendete.

Mein Vater, geboren 1912, gestand immer, dass er als deutsch-national erzogener junger Mensch, sich aktiv geweigert hatte, Französisch zu lernen und es später immer sehr bedauerte, dass er damals so dumm war.

Ich habe in der Quarta (1961) am Elly-Heuss-Knapp Gymnasium in Duisburg – Marxloh als 2. Fremdsprache mit dem Französisch lernen begonnen. Von Anfang an mochte ich den Klang dieser Sprache, hatte aber leider den damals üblichen grammatiklastigen Unterricht bei mehr oder weniger engagierten Lehrerinnen, so dass meine Noten zwischen 4 und 6 pendelten.  Seltsamerweise hat mich das nicht davon abgehalten, die Sprache lernen zu wollen.

Nach dem Abitur konnte ich dann meine Sprachkenntnisse in Wasmuel/Belgien in jeder Hinsicht verbessern und vertiefen. Dort leistete ich zusammen mit 3 weiteren jungen Frauen einen 6 Monate dauernden Freiwilligendienst der „Aktion Sühnezeichen“ in einem „Heim der halben Freiheit  – Notre Foyer“, in dem junge straffällig gewordene Jungen von einem sehr engagierten belgisch/schweizerischen Ehepaar betreut und erzogen wurden.  Wir  halfen bei der Hausarbeit und nahmen an allen Gemeinschaftsveranstaltungen teil. Das französisch Sprechen und Singen machte mir großen Spaß. Nebenbei lernte ich auch ein wenig die belgische und schweizerische  Küche kennen. Dieses halbe Jahr war für mich in jeder Hinsicht eine wunderbare Erfahrung fürs ganze Leben.

In den folgenden Jahren nahm ich öfters an internationalen “stages d’été” teil. Infolgedessen verschlug es mich unter anderem im Sommer/Herbst und Winter 1968/1969 mehrfach nach Paris in ein  „Nach Mai 68-studentisches Milieu“, was mich aus heutiger Sicht nicht sprachlich, aber menschlich absolut überforderte. ( C‘était l’amour qu’est qu’on peut faire).

Nach dieser Erfahrung folgten ähnlich geartete Begegnungen in frankophilen Gefilden.

Im Herbst 1973 lernte ich meinen späteren Mann, damals noch türkischer Staatsbürger, und seine ganze Berliner Familie kennen. Infolgedessen  begann ich Türkisch zu lernen, habe es aber bis zum heutigen Tage nie über ein niedriges Alltagsniveau hinaus gebracht.  Spanisch hat mir als Sprache auch immer sehr gut gefallen. Da habe ich in späteren Jahren an der VHS Duisburg einige Semester belegt. Grundsätzlich habe ich mich vor Reisen  immer mit der jeweiligen Landessprache befasst. Das ging über Italienisch, Ungarisch bis zu Griechisch und Bulgarisch. Diese Versuche blieben alle sehr rudimentär. Englisch , was ich von der Sexta an gelernt hatte, habe ich in meinem bisherigen Leben immer wieder problemlos sprechen können. Es ist mir aber keine Herzenssprache geworden, im großen Unterschied zum Französischen.

Um die allgemeine Hochschulreife zu erwerben, mein Abitur am „Gymnasium für Frauenbildung“ reichte dazu nicht aus, sollte ich u.a. eine Sprachprüfung in Französisch ablegen. Deshalb belegte ich einen Sprachkurs in Genf, bei dem ich lustigerweise meine letzte und netteste Französischlehrerin , Frau Dadzio, ebenfalls als Teilnehmerin, antraf. Ich hatte und habe sie als recht witzige Frau in Erinnerung.

Einige Male reiste ich in den folgenden Jahren in den französischen Sprachraum und fühlte mich Dank meiner Sprachkenntnisse immer sehr sicher und „chez moi“ .

Leider habe ich heute nicht mehr so viele Möglichkeiten zu reisen. Um so mehr freue ich mich über jede Möglichkeit, der Sprache zu begegnen. Da war es eine meiner besten Entscheidungen, 2015 der DFG Duisburg beizutreten. Seitdem konnte ich durch offene menschliche Begegnungen und vielseitige kulturelle Anregungen meine Freude an der Sprache pflegen. Dafür bin ich vor allem der DFG sehr dankbar.

Es war Mitte der 50er Jahre, ich war 7 oder 8 Jahre alt, da gab es in Meidericher Geschäftsauslagen Parfüm- oder Seifenwerbung mit einer atemberaubend schönen Frau. Die interessierte mich allerdings weniger als ihr Name, den ich wohl in einer Werbung in unserem Vorstadtkino und auch im Radio gehört hatte. Der exotische Charme dieses Klangs ließ mich nicht los. Ich sagte ihn in wechselnden Modulationen immer wieder vor mich hin. Deshalb weiß ich ihn noch: Germaine Damar. Aus einer Familie und einem Duisburger Industrievorort ohne jede Verbindung zu Frankreich und seiner Sprache stammend, ahnte ich nicht, dass dies ein erstes Vorzeichen der späteren Orientierung meines Lebens war.

Lesen war von klein auf meine Leidenschaft. In leicht fortgeschrittenem Stadium selbstverständlich, wie es damals üblich war, Karl May. Aber es dauert nicht lange, und an seine Stelle traten die drei Musketiere mit meinem Idol d’Artagnan. Wenig später litt ich dann mit Esmeralda und dem Glöckner von Notre-Dame, natürlich in einer gekürzten jugendfreien Version.

Dann erschienen im Fernsehen und in Duisburgs wunderbarem Studio-Kino unter dem Europa-Palast die großen französischen Filme, zu denen es mich stark hinzog. Ihre Atmosphäre faszinierte mich.

Bald darauf kam in der Schule als dritte Fremdsprache Französisch. Ich fand den Klang des Namens “Germaine Damar” wieder, der allerdings von grammatischen Regeln und unregelmäßigen Verben reichlich überschattet wurde. Ich war kein guter Schüler! Glücklicherweise bewirkte eine einwöchige Klassenfahrt nach Paris den Umschwung.

Hatte ich zuvor wie viele Menschen aus meiner Generation starke Probleme mit meinem Deutschsein und dem wachsenden Bewußtsein der deutschen Geschichte, so entdeckte ich mit Frankreich und seiner Sprache eine Alternative, die meinem Leben schließlich Ausgleich und eine sich herausbildende Identität gab. Politisch gesehen war ich in die Debatte um die Kollektivschuld in der Folge des sogenannten Dritten Reiches hineingeboren, die uns stark belastete. An ihrer Stelle fand ich durch meine Auseinandersetzung mit Frankreich zum Bewußtsein der historischen Verantwortung und der Bedeutung einer europäischen Vereinigung. Dies prägte auch meine berufliche Entwicklung.

Eine Moderatorin in einem Fernsehinterview fragte mich später einmal, wie ich zur französischen Sprache gekommen sei. In meiner Hilflosigkeit kam die Antwort ziemlich unvermittelt: “Ich muss wohl in einem meiner früheren Leben Clochard oder Sonnenkönig in Paris gewesen sein”.Die Dame zeigte ich ein wenig irritiert. Ich habe wirklich keine Erklärung für die Faszination des Kindes für den exotischen Klang eines Namens in einer Parfümwerbung.

“Germaine Damar” entdeckte ich in persona sehr viel später in einem französischen Revuefilm der 50er Jahre. Es war, mit Verlaub, ziemlich schrecklich. Glücklicherweise war zu diesem Zeitpunkt meine Liebe zu Frankreich und seiner Sprache genügend gefestigt.

Meine Verbindung zu Frankreich und zur französischen Sprache ist einerseits emotional familiär geprägt und andererseits historisch und politisch bedingt.

Mein Interesse an der französischen Sprache fing im Kindergartenalter an. In meiner Heimatstadt im Saarland gab es französische Kasernen. Dort arbeitete mein Vater als Heizer. Wenn die Heizung  en panne war, kam ein junger Soldat und bat meinen Papa mitzukommen und die Heizung wieder zu reparieren. Die beiden Männer unterhielten sich in einer mir völlig unverständlichen Sprache und konnten sich darin verständigen. Das faszinierte mich. Das wollte ich auch einmal können.

In den 1960er Jahren galten noch Abkommen zwischen Frankreich und dem Saarland, an den weiterführenden Schulen Französisch als erste Fremdsprache zu unterrichten. Das passte mir gut. Von der ersten Stunde an war Französisch mein Lieblingsfach und ist es auch immer geblieben.

Zu den Kasernen in der Stadt gehörte ein französisches Viertel, wo die Berufssoldaten mit ihren Familien lebten. Die Franzosen hatten ihre eigene Infrastruktur. Es gab einen Kindergarten und eine Schule, Economat (Einkaufsladen), Kino usw. Sie waren völlig abgetrennt von dem Leben in der Stadt. Meine sehr engagierte Französischlehrerin knüpfte Kontakte zu den Verantwortlichen und schlug ihnen Babysitter für die französischen Familien vor. Von da an ging ich einmal in der Woche nach der Schule zu „meiner“ Familie, passte auf Jean-Igor und Fabienne auf, während die Mutter in der école primaire Ballettunterricht gab.

Im Alter von 12 Jahren bekam ich ein Mädchenbuch geschenkt. Den Titel und die Geschichte habe ich vergessen. In Erinnerung geblieben ist mir, dass die Mutter der Protagonistin als Übersetzerin für Französisch arbeitete. Als ich das Buch zu Ende gelesen hatte, stand mein Berufswunsch fest – 12 Jahre später hatte ich mein Diplom als Übersetzerin in der Tasche.

Als Jugendliche fing ich an, familiäre Zusammenhänge mit geschichtlichen und politischen Ereignissen zu verknüpfen. Ich verstand, dass ein Teil meiner Familie, so auch mein Vater, 1935 nach der Saarabstimmung in einer Nacht-und-Nebel-Aktion nach Frankreich flüchten musste, weil sie im Widerstand gegen den Nationalsozialismus waren. Frankreich nahm sie auf. So wurde Frankreich für mich das Land, wohin man gehen konnte, falls es in Deutschland mal keine Perspektive mehr geben sollte.

Frankreich ist mein bevorzugtes Urlaubsland, eine Begeisterung, die auch mein Mann teilt und die wir zumindest teilweise auf unsere Kinder und Enkel übertragen konnten.  Als unsere Kinder schon erwachsen waren, hatten mein Mann und ich das Glück, dass es uns beruflich nach Frankreich verschlug. Nach sieben wunderbaren Jahren sind wir wieder zurückgekommen. Seitdem ist die Deutsch-Französische Gesellschaft meine kleine französische Heimat geworden.

Mein Vater hatte keine Beziehung zu Frankreich / zur Sprache französisch. Meine Mutter hatte als Luftwaffenhelferin während des 2. Weltkriegs in Paris / Évreux gearbeitet. Sie lernte jedoch die Sprache nicht / nur einzelne Worte und Redewendungen. Sie sprach während meiner Kindheit oft mit Begeisterung von der Zeit in Paris. Ich besuchte die Volksschule / später eine Berufsfachschule, dort stand französisch nicht auf dem Lehrplan.

1978 und 1979 reisten mein Mann und ich mit unserem VW-Bus nach Frankreich an die Atlantik- und Mittelmeerküste. Wir verständigten uns mit Händen und Füßen und mit den geringen Französischkenntnissen meines Mannes. Die Liebe zu dem Land Frankreich war geweckt. In den Jahren 1988 bis 2000 reisten meine Schwester und ich mit meiner Mutter mehrfach nach Paris und nach Évreux

Die Konversation übernahm meine Schwester, die damals schon sehr gut Französisch sprach. Es ärgerte mich, dass ich mich nicht verständigen konnte. 1992 fasste ich den Entschluss, französisch an der VHS Duisburg zu lernen. Ralf Petersen war mein erster Lehrer in einem Kurs, der für Anfänger ausgeschrieben war. Wie sich herausstellte, war ich die einzige Schülerin, die absolut nichts verstand. Ich erinnere mich noch gut an die erste Stunde. In der Vorstellungsrunde sollten wir uns mit „Je suis….“ vorstellen. Als ich an der Reihe war, hatte ich die einleitenden Worte schon wieder vergessen.

Von da an bemühte ich mich die Sprache zu lernen. Im April 2001 machte ich mit der VHS Krefeld eine einwöchige Sprachreise nach Avignon, meine Unterkunft war in einer französischen Familie, morgens hatte ich Unterricht, nachmittags machten wir Ausflüge in die Umgebung, den Abend verbrachte ich in der Familie. Diese Reise brachte mein Französisch schnell auf ein höheres Niveau!

Seit 1992 lerne ich nun (immer mal wieder mit Unterbrechungen) französisch bei der VHS Duisburg, Krefeld und zur Zeit Moers. Fast immer hatte ich engagierte Lehrer/innen : Ralf Petersen, Marie-Christine Schwitzgöbel, Waltraud Schleser, François Kermovant, Sarah Renay und seit fast einem Jahr Emmy Baumann. Ich nehme seit fast zwei Jahren an den „Rencontres“ von Marie-Christine Schwitzgöbel im IKM, Moers teil. Eine Herausforderung für mich, da nur Französisch gesprochen wird. Die Gruppe ist überwiegend aus “Franzosen” zusammengesetzt. Ich kann diese Gruppe nur empfehlen, das Sprachverständnis wird gefördert.

Ab und zu besuche ich Einzelveranstaltungen der VHS Moers und Krefeld in französischer Sprache. Filme in französischer Sprache sehe ich mir im Filmforum an. Ohne Untertitel käme ich aber nicht zurecht! Französische Untertitel würden mir besser gefallen, mir ist aber klar, dass das im Filmforum nicht gut möglich ist.

Auf die DFG bin ich durch den Flyer aufmerksam geworden und nun seit einem Jahr Mitglied.  Ich versuche an der DFG-Veranstaltung „La France à travers les actualitiés“ mit Waltraud Schleser teilzunehmen. Auch wenn ich noch nicht aktiv an den Diskussionen teilnehme, macht es mir Freude festzustellen wie viel ich verstehe. Mein Mann und ich fahren seit vielen Jahren mit Begeisterung mit dem Wohnmobil nach Frankreich, da kann ich mich jetzt endlich verständigen! Wir lieben das Land und vor allen Dingen das wundervolle Essen.

Zum ersten Mal in Berührung mit Frankreich kam ich im zarten Alter von 13 Jahren bei den Pfadfindern, des Stammes Augsburg-Hochzoll St. Exupéry, daraufhin nahm ichmit 14 Jahren an einer Fahrt von der gesamten Pfadfinderschaft Augsburg und Umgebung nach Paris und nach Lille teil. Das war 1964.

Drei Wochen waren wir in einem Pfadfinderlager in der Peripherie Paris mit einigen französischen Pfadfindern und eine Woche bei einer Gastfamilie in Lille. Das weckte mein Interesse an Frankreich.

In der Schule hatten wir eine sehr nette Lehrkraft, welche uns Französisch beibrachte, was ich sehr zu schätzen wusste, denn bei meiner Berufsausbildung als Hotelkauffrau war Französisch sehr wichtig, was sogar ein Prüfungsfach war, Englisch natürlich auch.

Als Erwachsene befuhr ich mit meinem späteren Ehemann viele französische Flüsse mit dem Boot, was wir dann mit unseren beiden Kindern fortsetzten. Das heißt, dass wir sicherlich 20 x unseren Haupturlaub in Frankreich verbrachten und mit Zelt und Booten Land und Leute näher kennenlernten.  Einige französische Flüsse hier kurz aufgelistet: Loire, Rhone, Doubs, Dordogne, Mosel, Rhein und viele andere wie Allier etc. Die Liebe zu Frankreich und zum Wasser wurde hier bei meinen Kindern prägend.

Später erlebte ich Frankreich aus einer anderen Perspektive, nämlich als internationale Kampfrichterin, oder Jury bei internationalen Kanuslalom-Wettkämpfen wie Weltcups, Europameisterschaften, Weltmeisterschaften z.B. in Bourg en Presse, in L’Argentière-La-Bessée, Pau usw. Zuletzt war ich Volunteer bei den olympischen Sommerspielen in Paris im Wildwasserstadion Vaires-sur-Marne im Juli/August 2024 als Transport Member.

In meinem Leben haben sich auch engere Beziehungen zu anderen Sprachen und Kulturen entwickelt, Englisch und Spanisch. Mit dem Olympia Austragungsort (Barcelona 1992) im Kanuslalom in La Seu d’Urgell haben wir seit dieser Zeit jährlich einen Jugendaustausch mit Augsburg, konkret mit Kanu Schwaben Augsburg und Cadi Club La Seu d’Urgell, also einmal im Jahr in Spanien, das nächste Jahr dann in Augsburg/Bayern.

Meine Lernerfahrungen mit anderen Kulturen sind und waren stets sehr bereichernd für mich und als Beispiel möchte ich noch anbringen, dass
meine Söhne und speziell der ältere Sohn, bereits in Frankreich bei einem Jugendaustausch teilnahm und seine Liebe zu Frankreich äußert sich so, dass er seit nunmehr 15 Jahren ein- bis zweimal im Jahr mit seiner Familie dort Urlaub dort.

Ich selbst frische bei der VHS Augsburg online mein Französisch auf und lese auch gerne die Zeitschrift “Ecoute”, bin bei der DFG Augsburg in der Vorstandschaft und nehme gerne bei den französisch Konversationsnachmittagen die Gelegenheit wahr, Französisch zu sprechen. Besuche gerne in französischsprachigen Filme und besuche Frankreich-Vorträge oder Angebote von anderen, beispielsweise dem Französischen Konsulat in München. Unser Urlaub findet natürlich auch gerne in Frankreich statt. In 2024 war ich in Perpignan für zwei Wochen und einige Male in Straßburg.

Bei Jugendlichen heutzutage machte ich die Feststellung, dass diese seit einigen Jahren lieber Spanisch lernen, das scheint am Anfang leichter zu sein, jedoch wenn man weiter kommt, wird das auch ganz schön schwierig. Ich denke, mit einem attraktiven Programm, das auch auf die Interessen der Jugend zugeschnitten ist, kann man sie schon begeistern. Die Schüleraustausche nach Frankreich sind leider in den letzten Jahren von der Anzahl der Besuchstage zurückgestuft worden und so kann man in 3-5 Tagen eigentlich nicht allzu viel vermitteln, außer Sightseeing. Aber vielleicht ist
das pro Gymnasium, Realschule und pro Bundesland unterschiedlich.

Als Ratschlag kann ich nur empfehlen, wenn Jugendliche auch Sport treiben, ist es einfach schön, wenn man sich mit Französinnen und Franzosen in ihrer Sprache unterhalten kann, auch neben dem Sportereignis. Heutzutage weicht man aber in dieser Beziehung dann lieber auf Englisch aus.

Zur Deutsch-Französischen Gesellschaft Duisburg kam ich durch die DFG Augsburg. Was mir sehr an der DFG Duisburg gefällt, ist, dass sie auch für außerhalb wohnende wie mich Angebote anbietet, wovon ich schon bei einigen teilnahm und Waltraud Schleser mit ihrem Team ein sehr gutes Programm allgemein anbietet und immer wieder attraktive Themen anbietet. Gerne würde ich auch mehr online-Frankreich Reiseberichte bei Euch haben, aber ich weiß, dass es viel Arbeit für den Moderator ist.

Sobald sich die Gelegenheit einmal anbietet, komme ich auch gerne nach Duisburg, wobei das vermutlich mehr im Sommer sein wird.

Frankreich ist für mich also ein prägender Punkt in Sachen Kultur, Filme, Essen, Trinken, Land und Leute. Wer in Frankreich wohnt, braucht eigentlich nicht zu verreisen, denn es gibt
das Mittelmeer, den Atlantik, Berge, Seen, Flüsse, große und kleine interessante Städte, vielfältigen Sport und was mir ganz besonders gefällt sind die 120.000 Fernwanderwege und den
Jakobsweg, der mir persönlich aus Spanien schon bekannt ist, in Frankreich leider noch nicht gewandert.

Viele Grüße von Marianne Stenglein / Augsburg

Der mütterliche Teil meiner Familie stammt von französischen Hugenotten ab, meine Mutter hatte noch einen französischen Geburtsnamen. Aus alten Familienurkunden konnte ich sehen, dass die Menschen bei Standesämtern nicht ihre Religionszugehörigkeit angegeben haben. Das musste in der NS-Zeit für längst verstorbene Angehörige nachgeholt werden! Mein Großvater hatte noch Kontakt zu anderen Glaubensflüchtlingen in den Niederlanden.

Durch diese familiäre Bindung kam ich früh mit der französischen Sprache in Kontakt, denn es wurden – insbesondere bei meiner Großtante französische Wendungen verwendet: allez, allez; faites vite; Trottoir; die nächste größere Straße wurde Chaussee genannt.

Sprachen haben mich früh fasziniert, neben dem Niederländischen (ich komme aus dem Grenzgebiet zu den Niederlanden) das Englische und endlich an einer Aufbaurealschule Französisch, leider mit einem sehr schlechten Lehrer. Nach 3 Jahren hatten wir gerade mal die Pronomen und einzelne Wendungen, dazu nur die Zeitform „présent“. Das änderte sich am Gymnasium, da hatte ich einen sehr anspruchsvollen (inhaltlich und sprachlich) Unterricht, dann auch im Leistungskurs Französisch. Ich habe nicht Französisch studiert, aber ein Philosophieseminar in französischer Sprache für eine Prüfung absolviert.

Wir haben immer wieder gerne Urlaub in Frankreich gemacht, mit dem Rad, auf Campingplätzen in Ferienwohnungen, von der Normandie , über die Bretagne, die Vendée, Auvergne und den Süden. Französische Geschichte und Kultur, besonders die Musik, ist mir wichtig.

Aus traurigem Anlass musste ich vor zwei Jahren meine fast vergessenen Französischkenntnisse auffrischen und erweitern: Ich musste den Nachlass einer verstorbenen Angehörigen in der Französisch sprechenden Schweiz durchführen.

Der TV Kanal ARTE ist eine wunderbare Ergänzung des öffentl.-rechtlichen Rundfunks.

Die deutsch-französische Gesellschaft Duisburg ist sehr präsent in der Stadt und auch in der kommunalen Zivilgesellschaft. Sie organisiert sehr viele unterschiedliche Aktionen, an denen ich gerne teilnehme, aber aus Zeitgründen nicht an allen teilnehmen kann.

2025-03-10T22:19:03+01:00

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