
„Eine Übersetzung ist dann besonders gelungen, wenn niemand merkt, dass sie übersetzt wurde“, betonte Jöken. Dieses Prinzip gilt natürlich auch im neusten Band, der am 23. Oktober dieses Jahres erscheinen soll: „Asterix in Lusitanien”. Dies wird dann die 9. Geschichte sein, die Übersetzer Klaus Jöken ins Deutsche übertragen hat. Mit einer Auflage von 1,5 Millionen Exemplaren alleine in Deutschland und 5 Millionen Exemplaren in 14 Sprachen ist die Comic-Serie Asterix&Obelix eindeutig der erfolgreichste Comic in Europa. (Foto: Stefan Endell/DFG Duisburg).
Gespannte Erwartung im Internationalen Zentrum in Duisburg: Rund 50 Zuschauer waren der Einladung der Deutsch-Französischen Gesellschaft Duisburg und den Duisburger Akzenten 2025 (“Sein und Schein”) gefolgt, um Klaus Jöken, den renommierten deutschen Übersetzer der Asterix-Comics, live zu erleben. Mit seinem lebendigen Vortrag führte Jöken das Publikum auf eine humorvolle und zugleich tiefgründige Reise durch die große Kunst der Comic-Übersetzung.
Klaus Jöken, 1958 in Kleve geboren, studierte Geschichte und Niederländisch in Köln. Ende der 1980er Jahre zog er der Liebe wegen nach Frankreich und begann dort autodidaktisch seine Karriere als Übersetzer. Seit 1995 übersetzt er die Abenteuer von Lucky Luke, und seit 2004 ist er der deutsche Übersetzer der Asterix-Bände. Besonders bekannt wurde er durch seine Fähigkeit, französische Wortspiele, Sprachwitz und kulturelle Anspielungen kreativ ins Deutsche zu übertragen. Am 23. Oktober dieses Jahres erscheint mit “Asterix in Lusitanien” der 9. Band, den Klaus Jöken ins Deutsche übertragen hat. Mit einer Auflage von 1,5 Millionen Exemplaren alleine in Deutschland und 5 Millionen Exemplaren in 14 Sprachen ist Asterix eindeutig der erfolgreichste Comic in Europa.
Nur jeder fünfte Gag im Original funktioniert auch in der Übersetzung
Für die Übersetzung eines Asterix-Bandes benötigt Jöken nach eigenen Angaben etwa zwei Monate. Jöken erklärt, dass nur rund jeder fünfte Gag im Original so funktioniert, dass er ohne Veränderung ins Deutsche übertragen werden kann. Die verbleibenden vier Fünftel erfordern kreative Anpassungen oder oftmals intelligente Neuschöpfungen, um den französischen Humor für ein deutsches Publikum verständlich zu machen.
„Eine Übersetzung ist dann besonders gelungen, wenn niemand merkt, dass sie übersetzt wurde“, betonte Jöken während seines Vortrags. „Die Pointe muss einfach zünden, ohne dass man über Sprachbarrieren nachdenkt.“ Für einen guten Asterix-Übersetzer, so sagt er augenzwinkernd, gelten grundsätzlich drei Regeln – leider seien ihm diese bis heute unbekannt.
Von Kimbern, Briefmarken und Germanen
So macht er gleich zu Beginn seines mit zahlreichen Bildern und Charts unterlegten Vortrages deutlich, wie komplex es ist, den französischen Sprachwitz ins Deutsche zu übertragen. Besonders eindrucksvoll verdeutlichte Jöken dies anhand eines Beispiels aus dem Band Asterix in Italien. Dort tritt ein sabotierendes Wagen-Team auf, das im französischen Original den Namen Cimbres trägt – eine Anspielung auf die Kimbern, ein germanischer Stamm, der in der Antike lebte. “Les cimbres” französisch mit Nasal ausgesprochen, klingt ein wenig wie “les timbres” = die Briefmarken. Und an diesen Sprachwitz reihen die Comic-Autoren dann weitere – ausschließlich in der französischen Sprache verständliche, clevere Sprachwitze an – von “Briefmarke freimachen” (affranchir) und Briefmarken-Sammlung herum. Aber:
„Dieser Gag ließ sich natürlich nicht einfach ins Deutsche übertragen“, erklärte Jöken. „Im Deutschen wäre die Doppeldeutigkeit von timbre als Briefmarke und freimachen schlicht weg verloren gegangen.“
Stattdessen wählte er also eine kreative Neuschöpfung: So macht Jöken also aus den frz. Cimbres auf Deutsch die Markomannen., ebenfalls ein bedeutender germanischer Stamm, der aber statt in Dänemark in Schwaben angesiedelt ist. Ein genialer Schachzug, denn in den Markomannen steckt auf Deutsch “die Marke” (aus Briefmarke), und so spielt Jöken auf Deutsch ebenfalls mit der “Briefmarke”, die als “timbre” in den Cimbres mitschwingt. Es bietet ihm zusätzlich die Möglichkeit, weitere humorvolle Anspielungen aus dem Original mit einzuflechten. So sprechen die Markomannen in der deutschen Fassung mit schwäbischem Dialekt. Die doppelte Bedeutung von Briefmarke und Auto-Marke erlaubt zudem subtile farbliche Hinweise auf die deutsche Autoindustrie aus Schwaben (Porsche).
Humor ist schwer zu übersetzen
„Humor ist schwer zu übersetzen, weil er oft mit Klang, Wortbedeutung und kulturellen Assoziationen spielt“, führte Jöken weiter aus. „In solchen Fällen muss man manchmal ganz neu ansetzen, ohne den Geist des Originals zu verlieren.“
Das Publikum folgte gebannt seinen Ausführungen und lachte an den richtigen Stellen. Viele der Zuhörer dürften nach diesem Abend die Asterix-Bände mit ganz neuen Augen betrachten. Der Auftritt von Klaus Jöken im Rahmen der Duisburger Akzente war nicht nur ein humorvoller, sondern auch ein höchst lehrreicher Abend – eine Hommage an die Kunst des Übersetzens. (Text und Fotos: Stefan Endell/DFG Duisburg).
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Mit einem lebendigen Vortrag führte Asterix-Übersetzer Klaus Jöken das Duisburger-Akzente-Publikum auf eine humorvolle wie tiefgründige Reise durch die große Kunst der Comic-Übersetzung.
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Klaus Jöken, der Sprachkünstler der erfolgreichsten europäischen Comics, ist auf Einladung der Deutsch-Französischen Gesellschaft Duisburg zu Gast bei den Duisburger Akzenten 2025. Davor und danach besucht er zudem weitere Deutsch-Französische Gesellschaften in NRW.